High Noon in Laramie. Oder so.

H

Ein Pferd kann nicht reiten, eine Bank nicht sitzen und ein Hut nicht lüften. Ein Cowboy kann reiten, eine Hose kann immerhin sitzen und eine Windboe kann sehr gut lüften. Ein schönes Bild ist es, wenn ein Westernheld in gefranster Hose daher reitet, während ihm der Wind unter den Hut pfeift und sein Gegenspieler auf einer Bank vor dem geschlossenen Saloon sitzt, mit der Waffe in der Hand wartend, seelenruhig qualmend. Sein Klepper neben ihm könnte wiehern, kann aber weder auf einer Bank sitzen noch rauchen, wenngleich vor sich hin dampfen. Es ist Sonntag. Der Cowboy wartet geduldig. Sein Zeigefinger liegt noch nicht am Abzug, die Rifle auf seinen Knien schweigt noch. Eine Kugel aus der Büchse kann ins Herz treffen oder ins Hirn. Die Stille ist vielsagend, was nicht sein kann. Niemand ist da, was nicht sein kann. Oder doch?

Jetzt ist der Andere auf dem staubigen Platz angekommen. Er zurrt am Halsriemen seines Rappens. Der, der gewartet hat, erhebt sich ganz langsam, fast ignorant, aber das täuscht. Der Angekommene steigt gemächlich ab. Seine Schultern, seine Knie haben niemals vergessen: jene Pein unter dem steinernen Gewölbebogen, als er noch ein Knabe war. Seine Gun ist geschultert, aber nicht mehr lange. Einer der Beiden, meist der Böse, wird gleich fallen und sterben. Toter Boy, tote Hose! Ja, so ist es! Zwei Männer schweigend ins Duell vertieft. Der Gute nimmt Maß, der Böse auch. Breitbeinig, raumgreifend. Stiefel wie von Gucci, Blendax-Zähne. Ein Ton knallt, nein, ein Knall ertönt. Fast zeitgleich noch einer. Zupp, Zupp! Der Böse fällt ohne Schrei. Sein Klepper wiehert. Sand wirbelt kurz auf. Die glimmende Fluppe fliegt. Der Gute schaut reglos zu. Schnitt. Dann schiebt er dem röchelnden Bösen seine Mundharmonika zwischen die welken Lippen, guckt ihm prüfend in die Fratze unter der Hutkrempe. Schließlich sitzt er auf und wendet wie in Zeitlupe sein Pferd. Die Harmonika, nein, der Mund des Bösen spielt eine Melodie aus drei bis fünf Tönen dazu. Wie das Miauen einer gequälten Katze, so hört sich das an.

Die Gun des Guten raucht noch. Dieser verwitterte Boy ist einsam, war aber schneller und lebt. Nun raucht auch er, wer wollte es ihm nehmen?! Irgendwo im Sand zwei metallische Geschosse, die Kippe des Bösen, dieser mit erloschenen Augen, drei bis fünf Tropfen Herzblut. Auf der Bank sitzt niemand mehr. Die Sonne steht im Zenit und macht den flirrenden Staub golden. Es ist heiß. Des Guten Augen blinzeln. Der treue Rappen trottet mit ihm davon. Er muss weiter. Irgendeiner wartet immer!

Ton läuft! Kamera ab! Und bitte! Alles Im Kasten. Endlich Ferragosto, der Strand, das Meer. Sergio und Ennio fahren ins Weekend. Wir werden alle mal müde.

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