Aphorismen und Euphorismen in Zeiten feixender Agonie

A

Cynicism is merely

the art of seeing things

as they are

instead

as they ought to be.

Oscar Wilde

Die Arbeitslosigkeit klebt wie Har(t)z an unseren Lebensbäumen.

Beim Geld hört die Freundschaft auf, sprach der Börsenspekulant zum Arbeitnehmer und besorgte die Dezimierung dieses lästigen Kostenfaktors.

Konjunktiv: Beim Geld hört die Freundschaft auf, sagt man. Es könnte aber auch sein, dass sie sich gerade darin bestätigt.

Die Globalisierung kommt weltweit wie ein verschärfter Tsunami über uns. Einige gute Schwimmer retten sich nach oben und danken dem Segen der Natur.

Wenn Sie so ein paar richtig funkelnde Dummbeutel kennenlernen wollen, dann schalten Sie doch einfach die Börsennachrichten ein. Keine Sorge, nach drei Minuten ist alles vorbei. Bis zum nächsten Tag.

Ein Gespenst geht um in Europa: das Recht auf Müßiggang zur Arbeitsagentur.

Typisch Deutsch, da fällt mir ein…

Freier Wille: Ich bin die treibende Kraft meiner selbst, sprach der Überzeugte und stolperte in die Pfütze am Wegesrand. Mit nasskalten Füßen dozierte er weiter.

Der Wille ist nicht frei, sagen neuerdings die Erforscher des menschlichen Gehirns. Sie sind also so unfrei, uns dies zu verkünden.

Karl Marx ist tot, denken die meisten denkenden Menschen. Sehr wohl, aber sein geradezu biblisches Gesetz treibt doch gerade erst so richtig zur Blüte: Akkumulieret (und spekulieret), das sind Moses und seine Propheten. 

Passionierter Single: Zwängt sich abends grinsend durch die Kneipen und reihert morgens ins Bett vor Einsamkeit. Allein, er oder sie steht zu sich wie eine Eins.

Schönheit kann man…

Wenn ich eine Definition von Indifferenz geben sollte, dann die: Ein in Deutschland immer mehr auftreibendes Gut. Jeder ist seines Glückes Schmied. Is´ einfach so. Moralisieren bringt uns immer nur den Untergang. Ich bin da völlig leidenschaftslos, no problem!

Wohlan, zurück zum alten Kaiser: Jeder ist seines Glückes Schmierfink.

Wir sollten mal wieder eine Kultur anlegen.

Wenn man heutzutage sagt, dies oder jenes sei männerfeindlich, so gilt das als frauenfeindlich. Wir leben in einem seltsamen Dualismus.

Mal ehrlich, warum willst Du denn jetzt erfahren, ob Du der Vater bist? Das spielt doch keine Rolle mehr. Man muss nicht immer alles wissen!

Postmoderne Männerrolle: Punkt, Punkt, Komma, Strich. Fertig ist das Mondgesicht. Und zwei schlappe Ohren dran. Fertig ist der Hampelmann.

Habemus Papam, skandierten vor Jahren voller Enthusiasmus die jungen Leute, denen es an realer Vaterpräsenz gebrach.

Die Kontakte zwischen Mann und Frau in der Postmoderne erinnern vielfach an die Symptome der Vogelgrippe.

Ein Buch gelesen zu haben, wird uns eines Tages eine schöne Erinnerung sein.

Es gibt heutzutage Top-Manager, Top-Fußballer, Top-Models und die Top Ten. Längst auch Top-Terroristen. Nun auch Top-Virologen. Wir sind zu Topform aufgelaufen.

Im Restaurant zum Güldenen Kalb…

Psychotherapie in unseren modischen Zeiten: der stetige, vergebliche und unfruchtbare Versuch, seinem Schicksal zu entfliehen.

Das System der Marktwirtschaft lebe vom Wettbewerb, sagen ihre gestählten Verfechter. Gleichzeitig werden sie sehr böse, wenn diesem System Konkurrenz entsteht. Wo bleibt da die Effizienz, liebe Ökonomen?

Gesellschaftsspielchen: Wenn die Mitte, das Dazwischen, zerbirst, dann gibt es kaum noch Vermittlung zwischen Oben und Unten, zwischen den Extremen. Und so kommt der Moment eines Wandels, der es in sich hat. Nichts, was vom Himmel fällt, man könnte es vorher wissen!

Gut möglich, dass den Gedemütigten und Beleidigten eines Tages urplötzlich alles, aber auch alles egal ist, wenn uns die Eliten ständig Katastrophen auftischen.

Marodierende Männerhorden aller Art, ganz gleich ob in martialischer Uniform oder im leichten Bieranzug, sind immer Ausdruck des Zerfalls des Zivilen. Der alles zerfressende Zentaurismus feiert wieder mal fröhliche Urständ.

Erst wenn wir noch mehr zu Monstern und Zombies geworden sind, mit Chips in den Pupillen, metallenen Gliedern und Nano-Maschinen in den Adern, werden wir vielleicht erkennen, dass wir aus der Natur geborene Kreaturen sind.

Freiheit in meiner Sprache heißt Libertá, gibt es ein schöneres Wort als Libertá, sang und fragte dereinst Milva. Ich würde sagen, ja, vielleicht in meiner Sprache: Lieb´Berta!

Wo ein Wächter ist, da ist auch keine Tugend.

Der Mensch stammt vom Affen ab, sagt man. Vergewissert man sich, wozu der Mensch gegenüber anderen Menschen und seinen Vorfahren fähig ist, ist das eher eine Kränkung für den Affen als für den Menschen.

Sorry, aber mit Menschen vom Stamme der Sueben sinnig über Geld zu reden, ähnelt dem Versuch, unter der Erde zu fliegen1. Dabei fasziniert diesen Menschenschlag kaum ein anderes Thema so sehr.

Die Zeit heilt alle Wunden, sagt man. Aber das ist wohl eher Phantasterei, denn man sagt auch: Die Seele vergisst nicht.

Etikettenschwindel, herb männlich: F-RAUCHEN ERHÖHT DAS RISIKO ZU ERBLINDEN.

Gewiss doch, coronae-Viren waren und sind gefährlich. Deshalb sollten die alternativlosen Offiziellen nicht noch (g)eifernd Panik schüren.

Angst essen Seele auf, wusste schon Ali in dem berühmten Film. Panik macht dann den Deckel drauf.

Adäquate Prioritätensetzung: 1. Grundgesetz achten, 2. Wirtschaft funktionsfähig halten, 3. Seuchen bekämpfen. So und nicht andersherum, bitte sehr!

Sollte ich den Zustand unserer Gesellschaft mit den Stilmitteln der Malerei beschreiben, würde ich auf die Technik des Pointilismus zurückgreifen.

Politiker oder Politikerinnen, die zu uns zwitschern, sollten wir bei Wahlen den Vogel zeigen. Ähnlich dem Diogenes dereinst in Athen. (1)

Vorstellungsrunde in der Kneipe…

Ich weiß nicht, warum, aber bei mir liegen die Nerven schon blank, wenn ich den Kumpel frage: Wie geht´s? Und der mir antwortet: Öh, geht so, frag mich was, geht so! Ich fragte ihn ja.

Weil ich mich im Neusprech nicht zwischen „Das hat Sinn“ und „Das macht Sinn“ entscheiden kann, sage ich: „Das ergibt Sinn.“ Manche, die mich so hören, wundern sich.

Suchst Du die Spinne, dann vergewissere Dich der Spinnweben.

Ich kann ihn nicht riechen, befand sie ernüchtert – nach einer längeren Skype-Session.

Frauenpower spezial: Als Tiger ins pralle Leben gesprungen, als Bett…elonkel gelandet.

Camus plus: Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen…vor allem, wenn´s bergab geht.

Kurzer Epilog

Die Welt ist nun mal schlecht, glaub mir, is` so! Du willst doch nur die Welt verbessern…. Nur? Grübel, grübel.


(1) Hans Schöpf, Geh mir aus der Sonne – Die Weisheiten des Diogenes, Patmos Verlagshaus und Winkler Verlag, 2005, Seite 57. Diogenes soll bei einer eigenen, öffentlichen Rede plötzlich in ironischer Pose wie ein Vogel gezwitschert haben, um Aufmerksamkeit zu erregen und Gehör zu finden.


Hinweis zu den Audioaufnahmen: unter Mitwirkung von Jonas Feder und Lukka Kiesler

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