Federnde Haiku – Sommer 2022

F
Sonnenstrahlen
wärmen die kalte Bank
die leer ist
Das große Wolkenschiff
leichtert Schweröltropfen
die Krempe des Sombreros biegend
Ein Bus fährt rückwärts
im tanzbaren Song
dem ich lausche
Eine weiße Feder
schwebt zum Balkon hinauf
im letzten Moment fliehend
Im tiefen Grün des Parks
verlassen stehend
ein hellgrüner Roller
Im Monitor ist Karnevalstreiben
Der Geschrumpfte davor
hat seine Nase knallrot gefärbt
Ihre kleinen Augen linsen
über ein schwarzes Tuch
das fremd ist
Eine Kiefer träufelt harzig
Unter der Krone
trinken drei Götter andächtig den Wein
Der Lärm der Straße
zieht nah zu mir hinauf
Ich werfe eine Blume
Ihre Füße stehen im Strandsand
der sehr heiß ist
Sie schaut ungerührt zum Wellenwasser
Die langen Wege hin
waren heute
länger als zurück
In einer Ecke werkelt eine Spinne
Ich spanne ein feines Netz
und fange sie
Die Nabelschau der Straße
war gestern verhüllt
mit Regenfahnen
Das Wachs der Kerze rinnt
Es flackert der Stummel
Paaraugen mustern sich tränend
Die leere Flasche
neben seinem vollen Glas
dient ihm als Eselsohr
Der Kommissar zieht den Revolver
Es macht PENG
als ich gerade einschlafe
Auf der Seele
ein dunkler Schatten
Kein gebrochenes Licht weithin
Die schwarze Katze
freitags vom Dach spähend
erblickt weit unten dreizehn Mäuse
Ein Gong ertönt wummernd
woraufhin sich die Matten leeren
Aus dem Off ein „Namasté“
Ein Zitronenfalter niest
Viele erschrecken
Jemand reicht ihm ein Tüchlein

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