Lektüren nach der Kindheit II

L
Gustav Schwab, Sagen des klassischen Altertums

Troja, das Schliemann ausgegraben hatte, kam auch noch auf anderen Wegen zu mir als über Cerams Darstellung. Die griechische Mythologie ist heute noch omnipräsent: Die sympathischen Götter, die Halbgötter und die Menschen, vor allem die Griechen und Kleinasiaten der antiken Frühzeit. Zugleich verspotten jedoch die neoliberalen Wirtschaftseliten und die vorherrschende Politik das Hellenentum, indem sie das neue Griechenland attackieren und zum „failed state“ degradieren. Gut, dass es immer wieder Gegenkräfte gab und gibt, die sich dagegen wehren. Wir alle in Europa haben dem antiken Griechenland, seinen frühen demokratischen Bestrebungen, seinen Bauwerken, seiner Philosophie, seinen Tragödien und Komödien und vor allem auch seiner Mythologie viel zu verdanken. Auch die klassischen Sagen von Schwab aus den Jahren 1838 bis 1840 waren wohl ein Weihnachts- oder Kommunion-Geschenk an mich. Erinnern wir uns an Prometheus, Herakles, Dädalus und Ikarus, die Argonauten, Troja, Odysseus, Aeneas! Als vor Jahren ein deutscher Fußballtrainer namens Rehagel Griechenland zum Sieg der Europameisterschaft führte, nannte man ihn respektvoll Rehakles….

ἄνδρα μοι ἔννεπε, μοῦσα, πολύτροπον, ὃς μάλα πολλὰ πλάγχθη, ἐπεὶ Τροίης ἱερὸν πτολίεθρον ἔπερσεν·πολλῶν δ᾽ ἀνθρώπων ἴδεν ἄστεα καὶ νόον ἔγνω,πολλὰ δ᾽ ὅ γ᾽ ἐν πόντῳ πάθεν ἄλγεα ὃν κατὰ θυμόν, ἀρνύμενος ἥν τε ψυχὴν καὶ νόστον ἑταίρων.

Diesen ersten Satz aus der Odyssee kann ich noch heute auswendig. Wir lasen Teile der Odyssee am Altsprachlichen Gymnasium in Speyer auf Altgriechisch. Das war 1967. Wer war dieser Homer? Gab es ihn wirklich? War er der Erzähler? Oder der Sammler?

“Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes, welcher so weit geirrt nach des Troja Zerstörung…”

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