Kafkaesk mutet Vieles an

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„Kafkaesk“ ist ein eingebürgertes, geflügeltes Wort, das auf den Schriftsteller Franz Kafka zurückgeht. Wir meinen damit Lebens- oder gesellschaftliche Situationen, die sich durch eine gewisse Ausweglosigkeit und Unabänderlichkeit zumeist in Verbindung mit kalten bürokratischen Abläufen und anonym wirkenden Entscheidungen von Funktionsträgern auszeichnen. In dem unvollendet gebliebenen Roman „Der Prozess“ beschreibt Kafka die Situation des Bankprokuristen Josef K., der eines Tages verhaftet wird, ohne Schuld auf sich geladen zu haben. Der Prokurist gerät dabei immer tiefer in das albtraumartige Labyrinth einer surrealen Bürokratie hinein, bis er am Ende ohne Anklage zum Tode verurteilt und hingerichtet wird. Faszinierend ist die nüchtern-sachliche und distanzierte Sprache der Erzählung, die suggeriert, dass alles mit rechten Dingen zugehe und legitim, weil legitimiert sei. Manche Diktaturen heutzutage tragen kafkaeseke Züge, für mich vor allem Nord-Korea oder Saudi-Arabien. Aber auch hierzulande begegnet man mitunter kafkaesken Situationen – immer dann, wenn eine ferne Bürokratie absonderliche Entscheidungen trifft, die sich auf die Bürger/innen so auswirken, dass sie nicht entrinnen können. Das überkomplizierte deutsche Steuerrecht ist ein Beispiel hierfür. Es gibt auch aktuellere Beispiele. Na klar!

Erich Maria Remarques „Die Nacht von Lissabon“ beschreibt ein deutsches Flucht- und Emigranten-Schicksal während der Zeit des Nationalsozialismus. Auch diese damals vielfach erlebte Ausweglosigkeit auf der Flucht vor den Schergen der Hitler-Diktatur könnte man in gewisser Weise kafkaesk nennen. Ein Teil der Bücher von Remarque, der eigentlich Erich Paul Remark hieß, wurde von den Nazis öffentlich verbrannt.

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