Frau Anita Garibaldi – Stationen eines Lebens wie im Rausch

F

Das bittere Ende, der Tod

Contra vim mortis non est medicamen in hortis 1

Ana Maria de Jesus Ribeiro da Silva, genannt Aninha oder auch Anita oder liebevoller noch im Diminutiv Anitina ist zu Tode erschöpft. Sie waren die ganze Nacht hindurch und den halben neuen halben Tag geritten, geritten, geritten. Hatten immer wieder in Heuschobern oder Ställen genächtigt. Auch mit dem Schiff oder Booten hatten sie sich zuvor streckenweise nach Norden durchgekämpft. Die junge Frau hatte sich, als das Fieber in ihr zu toben und Krämpfe sie zu schütteln begonnen hatten, nur noch mit Hilfe ihrer Mitstreiter auf dem Pferd halten können, später auch dies nicht mehr. Schon seit sie aus Rom Richtung Norden vor der feindlichen Übermacht, den Bourbonen, hatten fliehen müssen, hatte sich ihr Zustand zu verschlechtern begonnen. Ein paar Wochen ist es her, dass die Erste Römische Republik des Risorgimento nach zähem Kampf gefallen ist.

Unter den wie immer rot behemdeten Freischärlern befindet sich ihr Anführer der vollbärtige Giuseppe Maria Garibaldi, Anitas Ehemann, der Nizzaner, den sie, je nach Land, wo sie sich aufgehalten haben, kosend José oder auch Pepe, Peppe, Peppino zu rufen pflegte und der das Kommando umsichtig, aber zu allem entschlossen ausübt. Besorgt blickt er immer wieder zu seiner jungen Frau hinüber, die ihm früher an Mut und Verve in nichts nachgestanden hatte und auch jetzt immer noch tapfer durchhält. Von den Unbilden des Kampfes gezeichnet, ist ihr Mienenspiel, sind ihre Blicke, die so herausfordernd sein können, immer noch energiegeladen. Peppe nimmt Anita in seine Arme, wenn sie Verschnaufpausen machen, um sich und den Pferden etwas Ruhe zu gönnen. Kühlendes frisches Wasser für alle, für Mensch und Tier, das ist in jenen Wochen der Flucht fast essenziell fürs Überleben. So es denn ein Überleben gibt.

.

.

.

Jetzt den ganzen Kurzroman lesen.


*Gegen die Macht des Todes ist kein Kraut gewachsen. In: Regimen sanitatis Salerni, De salvia 2. (Autor unbekannt, vielleicht Giovanni Bono di Milano)

Kommentar hinzufügen