Nikes Zinken

N

Wir werden es noch erleben,
fast bin ich der Einsicht gewiss,
uns wärmend in blauer Nacht,
wenn wir innig und ganz eins
nach dem Trabanten späh´n.
Von oben ein pralldraller Mond
scheel zu uns hin, betreten, äugt,
glimmend im fahlgelben Rund
der rasant geflügelte Haken
in fatal irdischem Glanz.

Und, wie eben mit den Gezeiten
die Scheibe scheinbar schrumpft,
als Sichel ist sie nun weiter siech,
prangt weiter das Logo des Siegs,
wie gepaust mit Spott, ja mit Häme,
Nikes Zinken, gelasert als Schmiss
an jenes mag´re Mondgesicht.
Mondäne Welt, zerstrahltes All,
komisch kränkelnd das Mond.
Todmüde säuselt Selene.

Ach, mein Lieb, es wird bald Zeit,
diese Welt scheint mir so abgehakt,
Komm, mein Herz, es tut jetzt not
dass wir uns der Schmach entreißen

dass wir in and´ren Bahnen kreisen.

Naomi Klein berichtet in ihrem Buch „No logo“ (2002), dass einige Chefs großer Konzerne von Firmenlogo-Projektionen auf den Mond träumen. Hiervon ist das Gedicht inspiriert. Erstversion aus dem Jahr 2003, neue Version vom Juli 2021.

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