Aphoristische Streifzüge 2024
Neue Zeiten ewiglich: Die Frau geht gerne in den Modesalon. Der Mann geht immer noch in den Autosalon. Da ziehe ich den Waschsalon vor.
Achtsam sein ist gut, aber nicht in dem Sinne, dass man den Anderen in Habachtstellung bringt, wie er zu sein hat.
Das Leben eines jeden Menschen ist reich. An Erfahrung.
Wenn es Schwarmintelligenz gibt, dann gibt es auch Schwarmblödigkeit.
Es gibt inzwischen so viele alltägliche Fake News, dass sich der jährliche Erste April-Scherz erübrigt.
Es kann, wo Deutung sich spreizt, an Bedeutung gedeutelt werden.
Treffend, aber auch erheiternd mutet es an, wenn ein Veganer sagt, man müsse halt den inneren Schweinehund bekämpfen.
Ich habe, wenn es gut kommt, noch zehn Jahre zu leben. Das wäre schon großherzig. Aber 3650 Tage sind irritierend wenig.
Als der einsame Alte von der Veranda sprang, dachten die gaffenden Nachbarn: senile Balkonflucht.
Gesellschaftliche Arbeitsteilung: Die Einen machen Kinder für den Frieden, die Anderen schicken sie später in den Krieg. Aber immer ist es ein Hurra.
Trotz aller dräuenden Zwänge, das unsägliche Wort „Fleischwolf“ sollte man aus dem deutschen Wortschatz tunlichst entfernen.
„Komm süßer Tod“, pflegt mein Freund, der Überlebenskünstler, gerne beim abendlichen Riesling-Ritual Bach anzustimmen. Nun schon seit schier unzähligen Jahren.
Den Trotteln im Dorf entsprechen die notorischen Becherträger und Flaschen-sauger in der Stadt.
Sprichst Du manchmal auch mit Dir selbst? Warum machst Du das und worum geht es dabei?
Wer zu viel allein ist, verlernt das Zuhören.
Früher gab es Demonstrationen und man wusste, um was es ging. Heute weiß man es kaum noch. Vieles fühlt sich an wie Blasenkatarrh
Nicht, wenn Menschen sich paaren, ist dies ein Großereignis, sondern wenn dies Platzhirsche und Hirschkühe tun. Oder Nilpferde. Oder die Stabheuschrecke.
Pfade aus Utopia: In wirklich zivilen Gesellschaften wäre schon allein das Herstellen von Uniformen untersagt. Das Tragen von Uniformen sowieso.
Das schöne Adjektiv „tot“, ein Palindrom, lässt sich nicht steigern. Und doch trifft auch zu: Wer tot ist, könnte toter nicht sein. Oder? Man sagt schließlich auch „mausetot“.
Wenn ich mich entscheide, doch in die Mucki-Bude zu gehen, ist das dann freier Wille?
Von der Verfasstheit: Nach allem was war und ist, würde ich gerne „Demokratie“ durch „Integritatie“ ersetzt wissen wollen. Nicht das Volk soll herrschen, sondern die allseitige Unversehrtheit.
„Bio-Wurst-Tierwohl“, ein Slogan! Da kommt der Veganer ins Schwitzen.
Wir sind die Guten, Ihr seid böse. Wir sind Heilige, Ihr seid Dreck. Wir sind Doppelmoral, Ihr seid unser Feind.
Der pausenlose Blick auf das Smartphone dezimiert die Imagination. Wir erblinden mental.
Taugenichtse und Zagende, auf geht´s, hopp hopp, marschieret! Rufen plötzlich die Pistorianer, allen voran ihr rührender Tambourmajor mit dem Küs.
Zugegebenermaßen ratlos: Wie ist aus dem Nichts Etwas entstanden, also Materie? Und wie aus toter Materie lebendige Materie? Und wie habe ich mir das Ewige, also ewige Materie, vorzustellen, falls es das Nichts nicht geben sollte?
Um ehrlich zu sein: Manchmal in meinem Alter (75) fühle ich mich wie ein Fleisch- und Knochenlastträger, der seine Haut zu Markte trägt. Aber immer schön hübsch und munter dabei!
Schwierig-schöner Name: Vom Feder zum Feger ist es nur ein Buchstabe. Seit einiger Zeit gehe ich aber auch als Federer oder Federle durch. Und manche Mitmenschen, die „mich“ lesen, halten meinen Nachnamen für ein Pseudonym oder einen Kosenamen. The crisis was light as a feather, sang Leonard Cohen. Das singe ich sehr gerne mit.
Als der Arme wirklich fast gar nichts mehr hatte, kaufte er sich einen Geldbeutel.
Mein Traumjob: Glückspfennigausleger.
Immer ist irgendwer manchmal so, wie er wirklich ist. Das ist eine Challenge.
Wer wirklich bei sich ist, ist auch in der Lage, tolerant zu sein.
Ja, ja, schon gut, man sollte schon wissen, was man sagt. Vor allem aber sollte man wissen, was man nicht sagen sollte.
Das Internet ist als digitales Fluidum quantitativ unermesslich, dennoch aber nicht unendlich.
Möglich, dass ich verpeilt bin, aber manchmal tagträume ich davon, dass Frauen wieder im Park oder im Wohnzimmer sitzen und einfach stricken. Diese Gemütlichkeit ist leider weg. Männer wollen und können das nicht ersetzen. Außer auf der Insel Taquile im Titicaca-See.
Für Politiker.innen gibt es kein Diplom. Sie sind freie Akrobatinnen oder Jongleure, nicht selten auch Hasardeure des Gemeinwesens.
Über den Tellerrand zu blicken, scheint mir dringend erforderlich. Leider ist die Erde keine Scheibe (mehr).
Nostalgie: Szenekneipen gibt es en masse, sind Arbeiterkneipen passé? Das wäre schon schade.
De mortuis nil nisi bene. Über die Toten nur Gutes. Sorry, das geht leider in einigen bekannten Menschheitsfällen gar nicht!
Hybride Bellezza: Ihr getragenes Kleid kann noch so ausgewählt schön sein, es verdeckt aber immer den Körper der Frau.
Dieser Satz gibt mir zu denken: Wir wissen nicht, was wir nicht wissen. Von Sokrates ist er nicht.
Missverständlicher Klartext: Die Moral der westlichen Freiheit heutzutage ist das Geschäft.
Klare Devise: Dann schon lieber steinalt als steinreich!
Ein Superreicher hat viele Freunde. Weitaus gefährlicher sind aber in solchen Fällen die Freundinnen.
Ein Dilemma: Das Gehirn braucht ständig neue Nahrung. Neuronen sind unersättlich. Abschalten gelingt selbst in tiefster Versenkung nicht völlig.
Der Klimawandel teilweise schon, der Urknall jedoch ist nicht menschen-gemacht. Die zu erwartende Äonenwende, also letztlich der Weltuntergang, wird auch kein Werk von Menschenhand sein.
Das rastlose Werkeln des Menschen, besonders im Alter, gleicht einem betäubten und letztlich vergeblichen Davonlaufen vor dem Tod.
Meinem Eindruck nach sind in Griechenland wie in der Welt der Enten die Männer die Schönen.
Man sagt, es gibt sieben Kontinente. Aber, ach, wie viele Inkontinente gibt es denn?!
Es ist schon so: Über zu viel Wissensmacht wird der erste Eindruck zerstört.
Neurotischer Befund: Man sollte den Menschen angesichts seiner Taten weniger vom Gehirn als vielmehr vom Anus und den entsprechenden Störungen her beurteilen.
Jeder in den USA, der sich anstrengt, kann es vom Geldwäscher zum Milliardär bringen.
Gewöhnung an Aufdringlichkeiten: Es sieht so aus, dass die meisten Menschen es öde fänden, wenn an Bussen und Straßenbahnen in den Städten keine plakativ-kommerziellen Aufschriften mehr prangen würden.
Es soll in die Jahre gekommene Leute geben, die eher früher als später sterben wollen, damit sich zur Beerdigungsfeier noch Teilnehmende einfinden.
Wo ein letzter Wille ist, ist auch ein Weg.
Neue Volksgesundheit: Junge Leute in Schwärmen auf E-Rollern. Frische Luft halt!
Kann ein Gedicht schön und gut sein, welches nie jemand liest?
Man kann nur die Realität einfangen, die man in seiner Umgebung visuell und ohne Monitore auf dem Schirm hat. Alles andere ist Vorstellung und Phantasie.
Im zornigen Disput finde ich die Beschimpfung „Du Arschgeige“ am schönsten. „Armleuchter“ ist auch hübsch, aber etwas zu antiquiert und fein.
Wenn ich sage, ich bin das Maß aller Dinge, dann liege ich doch im Trend! Oder?